Leah Weigand (27) ist vieles: Medizinstudentin, gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin, gefeierte Poetry-Slammerin und Spiegel-Bestseller-Autorin. Bei ihrem Auftritt auf der Altenpflege-Messe 2025 in Nürnberg brachte sie all das zusammen. Zwischen Lesung, Messebesuch und Gesprächen zeigte sich Weigand als authentische Vermittlerin zwischen Pflegepraxis und gesellschaftlicher Debatte – und vor allem als Mensch, der Menschen miteinander verbindet.
Bekannt wurde Leah Weigand, die in einem mittelhessischen Dorf als Kind zweier Pflegekräfte aufwuchs, durch ihren Poetry-Slam-Text „Ungepflegt“, der im Internet viral ging, millionenfach geklickt wurde und das Spannungsfeld zwischen Berufung und Belastung in der Pflege auf den Punkt bringt. Ihre Worte verliehen denjenigen eine Stimme, die sonst oft überhört werden. Auch auf der Messe in Nürnberg war ihre Botschaft klar: Es braucht mehr Menschlichkeit in der Pflege – und mehr Sichtbarkeit für jene, die tagtäglich Verantwortung tragen.
Begegnungen und Eindrücke auf der Messe
Vor ihrem Auftritt mischte sich Weigand selbst unter die Messe-Besucher und nutzte die Zeit für Gespräche und Begegnungen. „Es war natürlich viel los, aber ich habe ein paar Menschen getroffen, mit denen ich auch über Social Media vernetzt bin. Viele engagieren sich für ähnliche Themen. Da war es schön, sich endlich mal persönlich zu begegnen“, erzählte sie. Für sie sei die Altenpflege-Messe mehr als nur eine Produktshow – vielmehr ein Ort für Austausch, neue Impulse und gegenseitige Stärkung.
Die Stimmung in der Branche nimmt sie ambivalent wahr: „Es gibt so viele Probleme – gerade der Pflegenotstand ist akut. Gleichzeitig rutscht das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung oft in den Hintergrund. Im Wahlkampf war Pflege kaum Thema, und das finde ich fatal.“
Verbundenheit mit der Pflege – auch als Medizinstudentin
Ihre Worte wirken auch deshalb so kraftvoll, weil sie aus eigener Erfahrung spricht. Noch vor wenigen Jahren arbeitete Leah Weigand aktiv in der Pflege. Heute verfolgt sie mit dem Medizinstudium einen neuen Weg, bleibt der Pflege aber innerlich eng verbunden: „Ich fühle mich dieser Branche weiterhin sehr zugehörig. Es ist für mich immer noch der schönste Beruf.“
Poesie als gesellschaftliches Sprachrohr
Was als persönliche Verarbeitung begann, wurde zur gesellschaftlichen Bewegung. „Ich hatte keinen Masterplan. Ich habe einfach aufgeschrieben, was ich erlebt habe“, erinnert sie sich. „Dass daraus eine solche Resonanz entsteht, hätte ich nie gedacht.“ 2021 gewann sie die hessischen Meisterschaften im Poetry Slam und 2022 erreichte sie das Finale der deutschsprachigen Meisterschaften in Wien. Vor einem Jahr ist ihr erstes Buch „Ein wenig mehr Wir“ erschienen und landete direkt auf der Spiegel-Bestsellerliste. Ein Werk, das nicht nur Missstände sichtbar macht, sondern auch Hoffnung und Menschlichkeit vermitteln soll.
„Durch Sprache etwas zu bewegen, ist ein großer Schatz“, sagt Weigand. Dass sich Pflegekräfte durch ihre Texte gesehen und verstanden fühlen, berührt sie tief. „Unter dem Video zu ,Ungepflegt´ ist eine kleine Community entstanden. Da haben sich Menschen gegenseitig bestärkt und vernetzt. Genau darum geht es mir.“