• 24.07.2025

KI im Einsatz: Kooperation zwischen NürnbergMesse und Ohm

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt – auch bei der NürnbergMesse. In Kooperation mit der Technischen Hochschule Nürnberg (Ohm) wird erforscht, wie sie gezielt eingesetzt werden kann, um Arbeitsprozesse effizienter und zukunftsfähiger zu gestalten.

Geschrieben von Johanna Köhler

Auf einem Tisch steht ein Laptop mit einer geöffneten Website. Im Hintergrund stehen zwei Personen vor einem großen Bildschirm in einer Arbeitsumgebung.

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst mehr als ein Hype – sie verändert Arbeitsprozesse und Denkweisen und ist inzwischen ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags geworden - auch bei der NürnbergMesse. In enger Zusammenarbeit mit der Ohm wurde ein Projekt gestartet, das zeigt, wie KI nicht nur theoretisch gedacht, sondern praktisch angewendet werden kann. Im Mittelpunkt steht dabei ein konkreter Anwendungsfall aus der Veranstaltungstechnik – mit dem Ziel, Arbeitsprozesse effizienter und zukunftsfähiger zu gestalten.

Veranstaltungstechnik der NürnbergMesse als Anwendungsfeld für KI 

Als technischer Support begleiten die Mitarbeitenden der Veranstaltungstechnik sowohl interne Veranstaltungsteams als auch Gastveranstalter bei der Planung und Durchführung von Messen und Events. 

Die Mitarbeitenden sorgen dafür, dass alle technischen Aufbauten – etwa mehrgeschossige Stände, Sonderkonstruktionen oder Showtrucks – den geltenden gesetzlichen Vorgaben und den „Technischen Richtlinien“ der NürnbergMesse entsprechen. Sie prüfen genehmigungspflichtige Bauten, stellen Planungshilfen bereit und sind bei jeder Veranstaltung vor Ort, um die Einhaltung dieser Anforderungen sicherzustellen. Dazu zählen unter anderem die Hallenaufplanung, Flucht- und Rettungswege sowie Abhängungen und Sonderbauten. 

Im Rahmen der Betreiberverantwortung sowie auf Grundlage gesetzlicher Vorgaben ist die Abteilung für die Überwachung und Freigabe sämtlicher veranstaltungstechnischer Bauten bei allen Messen und Veranstaltungen zuständig. Damit ist sie ein unverzichtbarer Partner für einen reibungslosen und sicheren Veranstaltungsablauf.

Von der Idee zur Lösung: Ein gemeinsamer Use Case

Die Abteilung Veranstaltungstechnik der NürnbergMesse stand vor einer Herausforderung: Rund 30.000 E-Mail-Anfragen pro Jahr zu Themen wie Standbau, Sonderkonstruktionen, Showtrucks, begehbaren Aufbauten oder technischen Sonderlösungen gingen im zentralen Postfach ein. Viele dieser Anfragen waren unvollständig oder enthielten nicht alle erforderlichen Informationen – was für das Veranstaltungstechnik-Team mit einem hohen Zeitaufwand verbunden war. Die Mitarbeitenden mussten Rückfragen stellen, Informationen nachfordern und individuelle Prüfungen durchführen, was insbesondere in veranstaltungsintensiven Phasen zu Verzögerungen führte. Gleichzeitig galt es, gesetzliche Anforderungen wie die Betreiberverantwortung, die Einhaltung der „Technischen Richtlinien“ der NürnbergMesse sowie baurechtliche Vorschriften zu erfüllen – und dabei individuelle Rückfragen der Aussteller zu bearbeiten. Die Lösung: ein KI-gestütztes System, das gemeinsam mit Experten der Ohm entwickelt wurde. 
Die Hochschule unterstützt mit demZentrum für Künstliche Intelligenz (KIZ) und dem Technologietransferzentrum Digitale Intelligenz regionale Unternehmen. Prof. Dr. Korbinian Riedhammer begleitet das Projekt auf Seiten der Ohm operativ und  betont:
„Für uns ist das gemeinsame Projekt mit der NürnbergMesse eine hervorragende Gelegenheit, unsere Forschungsfragen im Bereich der KI praxisnah zu bearbeiten. Die direkte Rückmeldung der Nutzerinnen und Nutzer ist dabei besonders wertvoll – sie bringt uns enorm weiter.“

Ein Gruppenbild von 13 Personen in einem Innenraum: elf davon stehen und zwei knien davor in der Hocke.
Das KIZ-Team der Ohm bringt KI-Forschung gemeinsam mit regionalen Partnern in die Anwendung.

Das gemeinsam entwickelte Tool analysiert eingehende Anfragen von Ausstellern und Veranstaltern, die sich mit konkreten Fragen zur technischen Umsetzung ihrer Messestände oder Veranstaltungsflächen an die Veranstaltungstechnik wenden. Dabei erkennt es relevante Informationen in den Nachrichten und schlägt passende Antwortvorschläge vor – basierend auf einer umfangreichen Sammlung technischer Regelwerke und Richtliniendokumente, die den Messebetrieb strukturieren und standardisieren. „Wir haben allein 116 Dokumente, die für Aussteller relevant sind – und die Frage ist: Wie kann man all dieses Wissen effizient vermitteln? Gemeinsam mit der Ohm haben wir hier eine Antwort gefunden“, so Michael Thyssen, verantwortlich für die Veranstaltungstechnik bei der NürnbergMesse.
Besonders wichtig: Die Mitarbeitenden bleiben dabei Teil des Prozesses. Sie prüfen, bestätigen und geben Feedback zu den Vorschlägen der KI. So lernt das System kontinuierlich dazu – ein Prinzip, das als „Human in the Loop“ bekannt ist. Dabei bleibt der Mensch aktiv eingebunden und ist stets die letzte Entscheidungsinstanz: Die KI gibt lediglich Vorschläge, kommuniziert aber nicht direkt mit Ausstellenden. Gerade bei rechtlich sensiblen Themen wie in der Veranstaltungstechnik ist das essenziell, da hier klare Haftungsfragen zu beachten sind. Mitarbeitende trainieren das System kontinuierlich, indem sie unpassende Antworten korrigieren und so die Qualität der KI verbessern. „Es ist Arbeit, die dahintersteht – aber sie ist wichtig. Denn wir müssen dem System beibringen, wo die Trigger-Wörter liegen und was die richtige Antwort ist“, erklärt Thyssen weiter. Das sorgt nicht nur für bessere Ergebnisse, sondern auch für rechtliche Sicherheit – denn fehlerhafte Auskünfte durch die KI könnten im Messebetrieb weitreichende Folgen haben.

Wissen teilen, Talente fördern

Die Zusammenarbeit mit der Ohm geht über diesen Use Case hinaus. Ab dem kommenden Wintersemester starten die ersten dualen Studierenden mit KI-Schwerpunkt bei der NürnbergMesse. Auch aus Sicht der NürnbergMesse ist die Kooperation ein wichtiger Baustein für die Zukunft. Martin Kassubek, Mitglied des Executive Boards der NürnbergMesse, betont: „Der Wandel rund um Künstliche Intelligenz ist rasant – und auch für uns werden Daten und KI immer relevanter. Um Schritt zu halten, setzen wir auf starke, vertrauensvolle Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft. Die Ohm nimmt dabei eine zentrale Rolle in unserem Innovationsökosystems ein.“ 

Ein Mann arbeitet an einem Schreibtisch mit zwei Monitoren. Auf dem linken Bildschirm ist ein Programmier-Code zu sehen und auf dem rechten Bildschirm sind Dokumente und Tabellen geöffnet. Auf dem Tisch liegen eine Tastatur, eine Maus, ein Smartphone und eine Tasse.
Vom Code zur Anwendung: Steffen Freisinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im KIZ, realisiert die technische Umsetzung des KI-Programms für die NürnbergMesse.

Wenn sich Technologien und Arbeitskulturen verändern, braucht es starke Partner. Die Nähe zur Hochschule bringt nicht nur fachliche Expertise mit sich, sondern auch wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung im Unternehmen. Die objektive Perspektive der KI-Forschung und die Unterstützung durch Expertinnen und Experten sind essenziell, um neue Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und praxisnah umzusetzen. Damit wird der Wissenstransfer zwischen Hochschule und Unternehmen noch enger. Theorie und Praxis greifen ineinander – und neue Talente werden gezielt auf die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt vorbereitet.

Das Beispiel zeigt: KI ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug – wenn es richtig eingesetzt wird. Die Kooperation zwischen der NürnbergMesse und der Ohm beweist, wie durch partnerschaftliches Denken und praxisnahe Umsetzung echte Mehrwerte entstehen können. Für Mitarbeitende, für Ausstellende – und für die Zukunft der Messewirtschaft.

Autor

Portrait Johanna Köhler
Johanna Köhler
Online Editing // PR Trainee