• 12.11.2025

Kältetechnik: Unverzichtbar auf dem Messegelände

Bei der Chipproduktion, im Krankenhaus, beim Transport von Organen, in Büroräumen oder Zugabteilen: Es gibt kaum einen Bereich im Leben, bei dem Kältetechnik nicht zum Einsatz kommt. Essenziell ist sie bei Lebensmitteln. Deren Qualität und Frische wissen auch Gäste und Mitarbeitende auf dem Nürnberger Messegelände zu schätzen.

Geschrieben von Reinhold Gebhart

Ein großer Metallbehälter mit Eiswürfeln steht auf einer Theke, darin mehrere grüne Bierflaschen mit roten Etiketten. Links im Vordergrund schenkt eine Person in weißem Hemd und grauer Schürze ein Getränk in ein Glas ein. Im Hintergrund stehen weitere Gläser und Flaschen auf der Theke, dahinter mehrere Personen in Businesskleidung, die sich unterhalten. Die Umgebung ist hell, mit gelben Wänden und moderner Einrichtung.

Wenn die Mitarbeitenden im Betriebsrestaurant bei der Speisenausgabe anstehen, können sie sich Tag für Tag auf eine große Auswahl warmer und kalter Speisen sowie gekühlter Getränke verlassen. „Garantiert wird das durch eine Prozesskette, die unterschiedlichste Kühlzonen durchläuft – von der Anlieferung der Rohwaren bis zur Speisenausgabe“, weiß Holger Zimmermann, Food & Beverage Manager beim Nürnberger Messe-Caterer Lehrieder.

In auf 2–4 Grad Celsius (minus 18 Grad bei Tiefkühlprodukten) gekühlten Transportfahrzeugen mit Schnellverschlusstüren erreicht die Ware das Messegelände, ständig überwacht durch einen sogenannten Temperatur-Datenlogger. Dort geht es sofort in die Kühl- und Tiefkühllager – getrennte Zonen für Fleisch, Fisch, Molkereiprodukte, Gemüse und Tiefkühlprodukte – während drehzahlgeregelte Verdichter helfen, die Energiekosten zu senken. Zwischengelagert werden die vorbereiteten Produkte anschließend in den Kühlmöbeln der Produktionsküche (Mise en Place), Untertischkühlern, Kühlaufsätzen und Saladetten für Obst und Gemüse.

Energieoptimierung durch zentrale Kälteüberwachung

„Die zentrale Steuerung aller Kühlaggregate samt Alarmmanagement bei Temperaturabweichungen sorgt für Sicherheit und Energieoptimierung“, sagt Holger Zimmermann. Das gilt auch für den Schockkühler, in dem die Speisen nach dem Garen von 90 auf 3 Grad Celsius heruntergekühlt werden, um sie haltbar zu machen, bevor sie in den Cook & Chill-Kühlräumen bei 0–3 Grad bis zur Ausgabe gelagert werden. Eine letzte kurze Zwischenkühlung erfolgt schließlich im Frontcooking-Bereich bei der Ausgabe in Kühlwannen, Salatstationen und Getränkekühlern.

Doch damit ist das Ende der Kühlkette noch nicht erreicht: Denn auch rückläufige Essensreste werden in separaten Behältern im Entsorgungskühlraum zwischengelagert, ehe sie entsorgt werden. 

Eine Hand hält ein digitales Infrarot-Thermometer über eine geöffnete Kartonbox auf einem roten Transportwagen. Das Display zeigt eine Temperatur von -12,6 Grad Celsius. In der Box liegt eine Verpackung mit Lebensmitteln, teilweise sichtbar. Daneben stehen weitere geschlossene Kartons. Die Szene spielt in einem hellen Lagerbereich mit gefliestem Boden.
Temperaturkontrolle als Schlüssel für eine sichere Kühlkette – vom Wareneingang bis zur Ausgabe.

Funktionierende Kühlkette bis zum Aussteller-Stand

Ein kühles Getränk, leckeres Sandwich oder ein frisches Stück Kuchen können auch an Aussteller-Ständen und in Get-together-Bereichen bei Veranstaltungen den Unterschied machen. Unverzichtbar ist hier ebenfalls eine funktionierende Prozesskette, sagt Thomas Domani, Geschäftsführer bei Lehrieder: „Wir transportieren Getränke und Lebensmittel in die verschiedenen Bereiche vorgekühlt und setzen vor Ort je nach Veranstaltung Kühlschränke ein, um die Kühlkette sicherzustellen.“

Lebensmittel unterliegen bestimmten Toleranzgrenzen, ihre Kerntemperatur muss bei jeder Lieferung geprüft werden, ehe sie in Kühlhäusern oder Tiefkühlzellen gelagert werden. Um Energie zu sparen, schaltet Lehrieder mehr als zwei Drittel seiner Kühlkapazitäten nur nach Bedarf ein. Zusätzlich setzt der Caterer auf modernste Kühlmöglichkeiten, um den Energieverbrauch weiter zu senken.

„Kleine Energiewende“ in den Großküchen

Eine „kleine Energiewende“ steht bei der NürnbergMesse den beiden Großküchen bevor – wegen der neuen F-Gase-Verordnung der EU über fluorierte Treibhausgase. Sie soll helfen, Emissionen zu senken, indem sie den Einsatz synthetischer Kälteanlagen zunehmend einschränkt. „Deshalb planen wir derzeit auf dem Messegelände umzubauen und soweit möglich im Bereich der Kleinkältetechnik für die Versorgung der Kühlregale, Vitrinen und Kühlhäuser natürliche Kältemittel einzusetzen“, sagt Yvo Meisel von der Soda Group, verantwortlich für Küchenplanung und Kältetechnik-Vorgaben.

Kältetechnik auf Schritt und Tritt

Kältetechnik begegnet man auf dem Messegelände überall. Sichtbar in Form von Kühlmöbeln, Decken- und Wandkühl- oder sogenannten Splitgeräten, mit denen sich Räume nach Bedarf runterkühlen lassen. Und auch im Verborgenen: Kältemaschinen, Kühlräume, Entgasungs- und Nachspeiseeinheiten, Ausdehnungsgefäße und Serverkühlung, die dafür sorgt, dass deren Betrieb reibungslos vonstattengeht. Insgesamt sind es auf dem Messegelände über 500 Räumlichkeiten und Geräte, bei denen Kältetechnik zum Einsatz kommt. 

Ein Mann in weißer Kochjacke und schwarzer Kappe platziert verpackte Backwaren in einer gläsernen Kühlvitrine. Auf dem Tablett in seiner Hand liegen weitere verpackte Produkte. In der Auslage sind mehrere Dessertgläser und Preisschilder sichtbar, darunter „Dessert im Glas“ und „Breze belegt“. Die Umgebung ist hell und modern, mit Edelstahl und Glasflächen.
Frische bis zum letzten Schritt: Gekühlte Produkte in der Ausgabe garantieren Genuss und Sicherheit.

Lernen von den Besten: Weltleitmesse CHILLVENTA

Um die „große Energiewende“ auf dem Messegelände zu schaffen, setzt die NürnbergMesse schon seit geraumer Zeit auf seine großflächige Photovoltaikanlage auf den Hallendächern mit rund 21.000 Modulen, die von Drohnen überwacht und gewartet werden. Damit soll u.a. auch die Kältetechnik in eine emissionsarme Zukunft geführt werden.

Lernen können die Verantwortlichen der Geländetechnik dabei von Expertinnen und Experten aus aller Welt – ganz ohne zu reisen. Denn das Who’s who der Branche aus Industrie, Anlagenbau, Handel, Presse, Verbänden, Forschung und Universitäten kommt im Zwei-Jahres-Rhythmus auf dem Messegelände. Bei der CHILLVENTA, der Weltleitmesse für Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik zusammen. 

Autor

Portrait von Reinhold Gebhart
Reinhold Gebhart
Online-Redaktion // Editor for Vincentz Network