• 06.11.2025

Nachhaltigkeit als Wegbereiter für kommunale Stärke

Wie gelingt nachhaltige Entwicklung in der kommunalen Praxis? Ein Rundgang über die KOMMUNALE zeigt, wie Städte und Gemeinden Umwelt- und Energiethemen konkret anpacken können – und dabei auf starke Netzwerke setzen. Acht Stationen, viele Impulse und ein gemeinsames Ziel: Zukunft gestalten.

Geschrieben von Stefan Jablonka

Drei Männer und eine Frau stehen vor einer blauen Messewand mit der Aufschrift „ENERGIE · KLIMA · UMWELT – KOMMUNEN HANDELN. WIR HELFEN.“. Links hält ein Mann in einem blauen T-Shirt ein Mikrofon und ein Blatt Papier. Rechts daneben stehen zwei Männer und eine Frau in Businesskleidung, darunter zwei Anzugträger und die Frau mit dunklem Rock und gelbem Schlüsselband. Im Hintergrund ist ein Bildschirm mit Präsentationsinhalten sowie weitere Messestände und Besucher zu sehen.

Kurz vor elf Uhr. Im Foyer der Halle 10 des Messenzentrums herrscht geschäftiges Treiben, Headsets werden verteilt, Namensschilder geradegerückt. Zwischen den Besucherinnen und Besuchern auch einige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung – unter ihnen Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber, der wie viele andere für einen Moment ins Gespräch kommt, Hände schüttelt, ein kurzes Gruppenfoto erlaubt. Dann setzt sich die Delegation in Bewegung.

Schon nach wenigen Metern wird klar: Der Rundgang ist mehr als ein offizieller Termin – er ist gelebtes Netzwerk. Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunen und Unternehmen kommen miteinander ins Gespräch, überall entstehen Dialoge über Energie, Klima und Ressourcen. Kein Wunder bei 624 Ausstellern aus zehn verschiedenen Ländern, drei voll belegten Messehallen und einem attraktiven Rahmenprogramm. Deutschlands größte Fachmesse und Kongress für Kommunalbedarf präsentiert sich vielfältig und relevant.

„Mit Rückenwind geht man aus der KOMMUNALE wieder in die Gemeinde“, wird Glauber später sagen. Und tatsächlich: Wer hier unterwegs ist, nimmt nicht nur Broschüren, sondern konkrete Ideen und Kontakte mit. Acht Stationen zeigen, wie Kommunen Nachhaltigkeit praktisch umsetzen – fünf davon besonders eindrucksvoll. 

Ein Mann und eine Frau stehen an einem großen Modell einer Stadtlandschaft mit Miniaturhäusern, Straßen, Brücken und Bäumen. Der Mann links trägt einen dunklen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte, die Frau rechts einen dunkelgrünen Blazer mit gelbem Schlüsselband. Im Hintergrund sind weitere Messestände, darunter ein Schild mit der Aufschrift „bayernwerk netz“, sowie mehrere Personen zu sehen.
Nachhaltigkeit greifbar: Modelle und Konzepte zeigen, wie Kommunen Zukunft gestalten können

1) PAULY GROUP – Natur als Technik

Die Pauly Group arbeitet seit Jahrzehnten an ökotechnischen Systemen für Kommunen und Zweckverbände. Ihr Ansatz zur Klärschlammbehandlung ist radikal einfach: Pflanzenkläranlagen – sogenannte Klärschilf-Systeme – übernehmen, was sonst energieintensive Technik leisten muss. Das spart Energie, CO₂ und Geld. Für viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister klingt das nach doppeltem Gewinn: geringere Betriebskosten, robuste, wartungsarme Systeme. Zwischen Filterbeeten und Schemata entsteht eine lebhafte Diskussion unter den Teilnehmenden über die Einsatzmöglichkeiten solcher Anlagen in Stadt und Land.

2) GODELMANN – Klimastein statt Hitzeinsel

Ein paar Meter weiter, zwischen Betonmustern und großformatigen Stadtansichten, präsentiert Godelmann den GDM.KLIMASTEIN – einen Pflasterstein, der Wasser speichert, Hitze reflektiert und Schadstoffe filtert. Das ganze Sortiment ist ein greifbares Zeichen für zirkuläres Bauen. Interessiert begutachten Besucherinnen und Besucher die Musterfläche, der Geschäftsführer erklärt, wie der Stein zur Flächenentsiegelung und zum Prinzip Schwammstadt beiträgt. Der Gedanke, der viele begleitet: Wo lassen sich solche Lösungen morgen schon einsetzen, ohne gleich ein Großprojekt zu starten?

3) CIMA – Wärmeplanung mit Fahrplan

Beim Stand der CIMA Beratung + Management GmbH wird es theoretischer, aber nicht weniger relevant. Kommunale Wärmeplanung – das klingt nach Paragrafen und Tabellen, ist aber der strategische Kern der Energiewende. Daten erfassen, Netze denken, Sozialverträglichkeit sichern: Die CIMA liefert dafür. Die Teilnehmenden des Rundgangs hören aufmerksam zu, manche notieren sich Ansprechpersonen und Praxisbeispiele. Für viele ist es ein wichtiger Punkt: Ohne einen klaren Plan laufen Förderprogramme und Einzelprojekte oft ins Leere.

4) VERBUND Green Power – Energie als Gemeinschaftsprojekt

Es geht weiter zu VERBUND Green Power Deutschland, wo die Energiewende als Gemeinschaftsaufgabe verstanden wird. Beteiligungsmodelle, mit denen Bürgerinnen, Bürger und Kommunen von erneuerbaren Anlagen profitieren, stoßen auf großes Interesse. Ergänzt wird das durch Technologien wie Batteriespeicher, Wasserstoff-Elektrolyse und Ladeinfrastruktur aus einer Hand. Auch hier bietet sich die Gelegenheit, sich mit den Fachleuten des Unternehmens über laufende Speicher- und Ladeprojekte in Bayern auszutauschen.  

5) Gemeinschaftsstand der Ministerien – Nachhaltigkeit in eigener Sache

Zum Abschluss des Rundgangs führt der Weg an einen Stand, der selbst zum Symbol des Themas wird: Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, das Wirtschaftsministerium und die Landesagentur für Energie und Klimaschutz präsentieren sich hier mit einem behördenübergreifenden Messeauftritt, der selbst Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit setzt – und das in dieser Konstellation bereits zum dritten Mal, wie der Referatsleiter im Wirtschaftsministerium für Energiedialog und Kommunikation erläutert. Unter dem Motto „Kommunen handeln. Wir helfen.“ zeigen die drei Einrichtungen, wie staatliche Beratung funktioniert, wenn sie auf Augenhöhe mit den Gemeinden gedacht ist.

„Wir verstehen uns als neutrale Anlaufstelle – besonders für kleine Kommunen, die nicht für jedes Thema einen eigenen Fachmann haben“, erklärt der Referatsleiter. Das Angebot reicht von Energie- und Klimaberatung über Förderinfos bis hin zu digitalen Leitfäden. Nachhaltig ist dabei nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form: Der Stand ist modular aufgebaut und wird bei jeder KOMMUNALE wiederverwendet; Teppiche, Wände und Möbel sind so konzipiert, dass sie mehrfach eingesetzt oder in neuen Funktionen weitergenutzt werden können. Auf Papier wird weitgehend verzichtet, QR-Codes verweisen auf digitale Informationsangebote, Werbematerial besteht aus Biokunststoff oder Holz. 

Eine Gruppe von mehreren Personen steht in einem Halbkreis neben einem Messestand mit der Aufschrift „N-ERGIE“. Im Vordergrund ist ein Mann in weißem Hemd und Jeans zu sehen, die offenbar etwas erklärt. Die übrigen Personen tragen überwiegend Businesskleidung, einige halten Broschüren oder Getränke. Im Hintergrund befinden sich weitere Messestände, ein Tisch mit Prospekten und ein großformatiges Banner mit Landschaftsmotiv.
Austausch auf Augenhöhe: Netzwerke sind der Schlüssel für nachhaltige Entwicklung in Kommunen.

Wichtige Hebel auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Der etwa eineinhalbstündige Rundgang endet hier. Er zeigt: Nachhaltigkeit ist kein Schlagwort, sondern ein System aus Materialien, Prozessen und Partnerschaften. Von der pflanzenbasierten Klärschlammbehandlung über klimaaktive Oberflächen bis zur strategischen Wärmeplanung und gemeinschaftlichen Energieversorgung – überall entstehen wichtige Hebel, wenn man sie miteinander verbindet.

Im Gespräch mit Teilnehmenden zieht Glauber ein persönliches Fazit, das stellvertretend für viele Stimmen steht: „Netzwerke sind enorm wichtig. Themen wie Digitalisierung, Energiewende, Klimaschutz, Bauleitplanung, soziale Fragen in der Gemeinde oder der neue Kindergarten – all das wird hier auf der KOMMUNALE vermittelt. Nur mit einem starken Netzwerk kann man sich bei dieser Vielzahl an Aufgaben bewähren. Deshalb ist die KOMMUNALE eine Messe, die es braucht – und die zu Recht weiter wächst.“

Die Teilnehmenden des Rundgangs geben ihre Headsets zurück und mischen sich wieder unter das Publikums in der Halle 10. Das Netzwerken geht weiter – Politik, Wirtschaft und Kommunen im Austausch, so, wie es auf der KOMMUNALE seit Jahren Tradition hat. 

Autor

Portrait von Stefan Jablonka
Stefan Jablonka
Freelance journalist