• 10.12.2025

Ausgezeichnete Digitalisierung für die Kommunen

Beim Digital Award 2025 auf der KOMMUNALE zeigten Kommunen, Landkreise und Behörden wie digitale Verwaltung funktioniert. 

Geschrieben von Stefan Jablonka

Sechs Personen – drei Männer und drei Frauen – stehen auf einer Bühne vor einer großen Leinwand mit der Aufschrift „Städte und Gemeinden unter 20.000 Einwohnende“. Im Hintergrund sind die Logos der Kommunen Kloster Lehnin und Bad Soden-Salmünster zu sehen. Links vorne steht eine Person an einem Rednerpult mit dem Logo „Nürnberg KOMMUNALE“. Die Personen tragen formelle Kleidung, darunter Anzüge, Blazer und Namensschilder. Die Szene zeigt eine Preisverleihung im Rahmen der Messe KOMMUNALE.

Zum Auftakt der Verwaltungsfachmesse KOMMUNALE 2025 hatte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König in seiner Eröffnungsrede betont, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sei. „Es geht um Effizienz, Transparenz und Bürgerfreundlichkeit – nicht um Technik um der Technik willen“, so König. Nürnberg wolle dabei nicht nur Gastgeberin, sondern Dialogort und Partnerin für andere Kommunen sein. Unter dem Leitmotiv der „Südschiene – gemeinsam für starke Gemeinden“ werde bei der Messe „der Fokus auf Kooperation und Regionen gelegt – zwischen Bayern und Baden-Württemberg, zwischen Kommunen, Verwaltungen und allen Beteiligten.“  

Ein Preis für digitale Vorreiter

Am Abend rückte der Digital Award 2025, der bereits zum vierten Mal an Kommunen, Landkreise und Behörden vergeben wurde, die besten kommunalen Digitalisierungsprojekte ins Rampenlicht. Der Preis wurde in drei Kategorien verliehen:

  • Kommunen bis 20 000 Einwohnende
  • Kommunen über 20 000 Einwohnende
  • Landkreise, Ministerien und sonstige Behörden

Bayerns Digitalminister Dr. Fabian Ehring hob bei der Preisverleihung in seiner Keynote hervor, dass Digitalisierung aus seiner Sicht das zentrale Instrument gegen Bürokratie und die Folgen des demografischen Wandels sei – und zugleich eine Voraussetzung dafür, dass Bürgerinnen und Bürger dem Staat weiter vertrauen. Prozesse müssten neu gedacht, nicht nur digital nachgebaut werden: Wenn Technik Routineaufgaben übernimmt und die Verwaltung proaktiv informiert, statt Menschen durch Antragsdschungel zu schicken, könne der Staat moderne, verlässliche Servicequalität zeigen. „Wenn wir weiterhin glauben, Digitalisierung bedeutet, einen alten Prozess einfach ins Internet zu tragen, dann wird es schwierig. Wir müssen den Mut haben, jeden Ablauf auf den Seziertisch zu legen – nur dann gelingt echte Entbürokratisierung“, warb Ehring für einen echten Wandel.

Kategorie 1: Kleine Kommunen mit großem Pragmatismus

Platz 1 – Gemeinde Kloster Lehnin: Die Hundesteuer – ein kleines Thema, das große Wirkung entfaltet. In Lehnin können Hunde jetzt online an- und abgemeldet werden – inklusive BUND-ID und digitaler Zahlung. Ein flexibler Antrags-Baukasten speist die Daten direkt in Fachverfahren, DMS und E-Akte. Der komplette Workflow stand in nur drei Monaten – ein Tempo, das Maßstäbe setzt und Verwaltung wie Bürgerinnen und Bürger spürbar entlastet.

Platz 2 – Markt Weisendorf: Mit seinem Digitalen Zwilling verknüpft Weisendorf Verwaltungs-, Rats- und Bürgerperspektive. Sensorik unterstützt den Winterdienst, Baum- und Verkehrsdaten verbessern Planung, und das virtuelle Amt erleichtert den Zugang – gerade für Ältere. Beim Flächennutzungsplan flossen zahlreiche Bürgerideen ein. So entsteht ein lebendiger, lernender Datenraum, der stetig wächst – bis hin zu Katastrophenschutz-Anwendungen.

Platz 3 – Bad Soden-Salmünster: Die Stadt analysierte 34 Prozesse, um zu klären, wo KI wirklich hilft. Mit den „Digitalen Komplizen“ entstanden Transparenz über Fallzahlen, Zeitaufwände und Prozesskosten sowie eine übertragbare SaaS-Lösung für andere Kommunen. Ergebnis: strategische Entlastung trotz Fachkräftemangel.

Diese Gewinner zeigen: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern spürbarer Nutzen – von smarten Anträgen über strategische KI bis zu Beteiligung auf Augenhöhe. 

Sechs Personen – fünf Männer und eine Frau – stehen auf einer Bühne vor einer Leinwand mit der Aufschrift „Städte und Gemeinden über 20.000 Einwohnende“. Im Hintergrund sind die Logos der Städte Nettetal, Nürnberg und Leipzig zu sehen. Zwei Personen halten gerahmte Urkunden, eine weitere Person hält eine Trophäe. Links ist ein Laptop auf einem Tisch mit dem Logo „Nürnberg KOMMUNALE“ sichtbar. Die Kleidung ist überwiegend formell, mit Hemden, Anzügen und Namensschildern. Die Szene zeigt die Auszeichnung größerer Kommunen beim Digital Award 2025.
Digitale Vorreiter im Rampenlicht: Beim Digital Award 2025 auf der KOMMUNALE wurden die besten Projekte größerer Städte und Gemeinden ausgezeichnet.

Kategorie 2: Datenkultur und KI als Erfolgsmodell

Platz 1 – Stadt Nürnberg: Mit dem Projekt „Datenkultur leben – digital souverän. Dezentral. Bürgernah.“ belegt Nürnberg Platz 1. Die Stadt verankert ihr Datenmanagement ganzheitlich: Technik, Organisation, Qualifikation – und Datenethik. Ein Data Governance Board setzt Standards und entscheidet etwa über Open-Data-Lizenzen. Fachbereiche erstellen qualitätsgesicherte Datenprodukte, Schulungen stärken Datenkompetenz, Silos fallen. „Daten sind die Grundlage einer modernen und zukunftsfähigen Verwaltung“, sagte OB König bei der Preisverleihung.

Platz 2 – Stadt Leipzig: Mit „KI-Fuchs“ (LeoGPT) macht Leipzig Wissen dauerhaft nutzbar. Ein multimodales System verknüpft Dokumente, Notizen und Gesetze – mit Quellenangaben und hoher Trefferqualität. In ersten Tests konnten bis zu 80 Prozent wiederkehrender Anfragen automatisiert beantwortet werden.

Platz 3 – Stadt Nettetal: Nettetal setzt auf KI in eigener Hand: Ein Open-Source-basiertes Portal läuft auf eigener Hardware, verknüpft interne Dokumente und liefert datenschutzkonforme Antworten. Schulungskonzepte machen Mitarbeitende fit für Automatisierung – Ergebnis: eine strategische Plattform für Effizienz und Wissenstransfer.

Diese Kategorie zeigt, wie größere Kommunen Skalierung mit Verantwortung verbinden – sie schaffen Infrastrukturen, sichern Wissen und sorgen für schnellere Entscheidungen.

Kategorie 3: Landkreise und Behörden mit Vorbildcharakter

Platz 1 – Landkreis Darmstadt-Dieburg: Mit „LaDaDi KOMPAKT“ bringt der Kreis seine wichtigsten Nachrichten in 90 Sekunden auf Social Media. Ein ChatGPT-Skript verdichtet Inhalte, ein KI-Avatar präsentiert sie lippensynchron im Corporate Design. Produktion in 30 Minuten – geringe Kosten, hohe Reichweite, maximale Bürgernähe.

Platz 2 – Rhein-Kreis Neuss: Acht Kommunen und ein Kreis bündeln Kräfte für einen Digitalen Zwilling samt urbaner Datenplattform. Standardisierte Daten – von 3D-Modellen bis Sensorik – sorgen für schnellere Planung, weniger Ortstermine und bessere Entscheidungen.

Platz 3 – Landratsamt Augsburg: Mit „JuKI“, der Jugendhilfe-KI, unterstützt Augsburg komplexe Entscheidungen in der wirtschaftlichen Jugendhilfe. Auf Basis von KI-Analyseplattformen filtert JuKI relevante Inhalte und schlägt begründete Optionen vor. Das spart Recherchezeit, erhöht Rechtssicherheit und Wissensweitergabe.

Diese Kategorie zeigt: Auf Kreisebene wird Digitalisierung zur Teamleistung – von smarter Öffentlichkeitsarbeit über gemeinsame Dateninfrastruktur bis zu KI-Assistenz in Spezialverfahren.

Vom Preis zur Praxis

Der Digital Award 2025 ist kein Endpunkt, sondern ein Messpunkt: Er dokumentiert, wie weit Kommunen in Deutschland bereits sind – und wie sehr Digitalisierung heute Verwaltungskultur prägt. „Wir sollen nicht nur reden – wir sollen ins Tun kommen“, hatte König am Morgen stellvertretend für viele Städte und Kommunen bei der Eröffnung noch gesagt. 

Am Abend durfte das Nürnberger Stadtoberhaupt sich auch noch über den 1. Platz der Stadt Nürnberg in der Kategorie „Städte und Gemeinden über 20 000 Einwohnerinnen und Einwohner“ freuen: „Die Auszeichnung bestätigt unseren strategischen Kurs. Daten sind die Grundlage einer modernen und zukunftsfähigen Verwaltung“, betonte König und ergänzte: „Mit unserem Datenmanagement zeigen wir, dass Digitalisierung weit mehr bedeutet als neue Technik. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, Wissen zu teilen und den Nutzen für die Menschen in unserer Stadt in den Mittelpunkt zu stellen.“    

Autor

Portrait von Stefan Jablonka
Stefan Jablonka
Freelance journalist