100.000 Menschen bei 2.000 Einzelveranstaltungen: Zum ersten Mal seit 1979 ist Nürnberg vom 7. bis 11. Juni 2023 wieder Gastgeber des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT). Fünf Tage lang ist die Stadt auf den Füßen. Wie lässt sich ein Event dieser Größenordnung organisieren?
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König fiebert dem Kirchentag bereits entgegen: „Die Vorfreude ist groß, auf die Veranstaltungen, die Gottesdienste, die Debatten – vor allem aber auf die Menschen, die unsere Stadt besuchen.“ Auch bei Janine Rolfsmeyer ist der Puls höher als sonst: „Wir befinden uns mitten im Endspurt.“ Sie verantwortet im Vorstand des DEKT den kompletten Organisationsbereich und steht schon seit 2018 in engem Austausch mit der Stadt Nürnberg, dem Freistaat Bayern und der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche.
Frau Rolfsmeyer, was darf Nürnberg vom Evangelischen Kirchentag erwarten und was bedeutet die Organisation eines solchen Events?
Wir freuen uns auf 100.000 Menschen, die gemeinsam feiern, diskutieren und anpacken wollen. 2.000 Einzelveranstaltungen sind geplant – von kleinen Workshops bis zu Großkonzerten ist alles dabei. Dabei können wir auf die großartige Unterstützung durch den Oberbürgermeister, die Stadtverwaltung, die Polizei und die regionalen Organisationen und Institutionen zählen.
Die Organisation eines Kirchentages beginnt viele Jahre vor der eigentlichen Durchführung. Wir stecken bereits jetzt in den Planungen für 2025 und 2027. Aktuell liegt unser Fokus aber natürlich auf Nürnberg 2023. Mittlerweile sind rund 100 Menschen beim Kirchentag angestellt. Sie organisieren zum Beispiel Programm, Finanzierung, Sicherheitskonzept, Gemeinschaftsunterkünfte für die Teilnehmenden und alles andere, was für eine Großveranstaltung benötigt wird. Dazu kommen rund 5.000 Ehrenamtliche, die beim Kirchentag mithelfen werden und deren Einsätze koordiniert werden müssen.
Seit Anfang Januar hängen die ersten Veranstaltungsplakate in der Stadt, das motiviert uns natürlich ungemein. Ab 16. März wird das vollständige Kirchentagsprogramm auf kirchentag.de/programm abrufbar sein.
Wo bringt man in einer Stadt wie Nürnberg 2.000 Begegnungen, Diskussionen, Feiern, kulturelle Events unter?
An 120 Veranstaltungsorten vor allem in der Nürnberger Innenstadt, im Messezentrum Nürnberg bei der NürnbergMesse und in Fürth. Es wird ein bunter Mix sein aus Podiumsdiskussionen mit prominenten Gästen, große und kleine Kulturveranstaltungen, gemeinsame Outdoor-Gottesdienste auf dem Haupt- und Kornmarkt und vieles, vieles mehr. Einen prominenten Mitwirkenden kann ich an dieser Stelle schon verraten: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Auf welches Highlight freuen Sie sich besonders?
Besonderes Highlight wird sicherlich der Abend der Begegnung am Mittwoch, 7. Juni, nach der Kirchentagseröffnung in der Nürnberger Altstadt. Hier präsentieren sich rund 140 Vereine, Gemeinden und Initiativen aus ganz Bayern mit eigenen Ständen und zeigen so die große Vielfalt unseres gastgebenden Bundeslandes auf.
Was ist beim Kirchentag im Messezentrum geplant?
Vom Donnerstag bis Samstag werden wir das Gelände der NürnbergMesse vielfältig bespielen. In der Frankenhalle und in diversen weiteren Hallen, die mit dem klassischen Kirchentags-Papphockern bestuhlt sein werden, finden u.a. Bibelarbeiten, Podiumsdiskussionen und Konzerte statt. Mehr als 500 Stände gemeinnütziger Initiativen, Gruppen und Organisationen aus Kirche und Gesellschaft werden sich auf dem Markt der Möglichkeiten präsentieren.
Der Kirchentag hat sich ständig auch verändert und oft neu positioniert – was bedeutet er in den aktuell doch sehr herausfordernden Zeiten?
Veränderung ist das richtige Stichwort. In unserer Gesellschaft verändert sich gerade wahnsinnig viel auf einmal – das sorgt viele Menschen. Diskussionen nehmen einen schärferen Ton an, die Gräben zwischeneinander scheinen unüberwindlich. Der Kirchentag ist ein Ort, an dem wir wieder zusammenkommen können. Hier können wir Gemeinschaft erleben und gerne auch kontrovers über die Herausforderungen unserer Zeit diskutieren, sogar streiten – aber respektvoll und mit dem Wissen, dass wir alle nach den besten Lösungen für die Zukunft suchen. Unsere Kirchentagslosung – „Jetzt ist die Zeit“ – ist im Angesicht von Krieg, Sorgen um die Energiesicherheit und Klimakatastrophe aktueller denn je.
Vielen Dank für das Gespräch!