• 08.08.2025

Ciao, Stefania: Eine Ära geht zu Ende

Keine kennt das italienische Messegeschäft wie sie. Fast 40 Jahre lang war die Mailänderin Stefania Calcaterra im Messewesen tätig – 25 davon für die NürnbergMesse Group. Nun verabschiedet sie sich nach 16 Jahren als Geschäftsführerin der italienischen Tochtergesellschaft – eine Ära geht zu Ende.

Geschrieben von Reinhold Gebhart

Eine Frau sitzt an einem Tisch und ein Mikrofon steht vor ihr auf dem Tisch. Des Weiteren stehen ein Namensschild mit der Aufschrift „Stefania Calcaterra“ sowie eine Wasserflasche auf dem Tisch.

Der Anfang: Als der Funke überspringt

„Warum nicht?“, sagte sich Stefania Calcaterra Ende der 1990er Jahre, als der italophile Bernd A. Diederichs – damals Geschäftsführer der NürnbergMesse – sie für das Unternehmen zu gewinnen suchte. Die beiden kannten sich schon seit 13 Jahren von einem Engagement für die Messe Frankfurt. Der Funke war übergesprungen. Ganz allein in einem kleinen Mailänder Büro, begann sie 1999 sich Hals über Kopf in das Abenteuer NürnbergMesse zu stürzen. Unterstützt von Marcello Raille, der damals die Auslandsvertretung für Italien in München leitete.
Mit einer Mischung aus Neugier und Enthusiasmus sowie einem ausgeprägten Gespür für Märkte ging die akribische Arbeiterin ans Werk, begann die NürnbergMesse immer besser zu verstehen und wuchs an ihren Aufgaben, der Akquise und Betreuung von Kunden sowie Kundinnen für die Messeplätze in Nürnberg und weltweit. Schon damals kristallisierte sich heraus, dass Italien für die NürnbergMesse die „numero uno“ im Ranking der internationalen Ausstellernationen am Messeplatz Nürnberg ist. 

Erstes Jahrzehnt: Die Bindung wird stärker

Getreu ihrem Motto „Wenn man einmal mit Messen anfängt, bleibt man“ startete der Messemensch Calcaterra durch. Sie wurde zum unverzichtbaren Bindeglied zwischen dem exportorientierten italienischen Markt und der NürnbergMesse Group, als Ansprechpartnerin für alle Belange italienischer Kunden und Kundinnen, die als Aussteller und Gäste an Messen teilnehmen wollen.
Als wäre das nicht schon Arbeit genug, vertrat sie seit Beginn ihres Engagements für die NürnbergMesse bis zu ihrem Abschied zusätzlich als Repräsentantin die Spielwarenmesse. Den Ausgleich für ihren eng getakteten Arbeitstag fand Calcaterra stets in ihrer Leidenschaft für Golf und ihrer Liebe zu italienischem Essen. Es soll in Mailand kein gutes Restaurant geben, das sie nicht kennt.
Dann kam 2008 – ein Jahr, das für sie in mehrfacher Hinsicht in besonderer Erinnerung bleiben wird. Zum einen der Start ihrer „fiera favorita“ CHILLVENTA: „Namhafte italienische Aussteller belegten bei der Premiere der Messe rund 6.900 Quadratmeter, ein großartiger Erfolg und Lohn für eineinhalb Jahre Arbeit“, erzählt Calcaterra. Zum anderen der Abschied ihres langjährigen Wegbegleiters und Mentors Marcello Raille in die Rente: „Ihm habe ich viel von meiner Erfahrung zu verdanken.“ Als fast zeitgleich die Entscheidung zur Gründung der NürnbergMesse-Tochtergesellschaft Italien fiel, musste Stefania Calcaterra nicht lange überlegen: „Ich bin da.“ 2009 wurde sie die Gründungs-Geschäftsführerin und damit das Gesicht der NürnbergMesse in Italien.

Eine Gruppe von 14 Personen - 13 Frauen und ein Mann - stehen in formeller Kleidung auf einer Bühne vor einem schwarzem Vorhang und sichtbarer Bühnenbeleuchtung über ihnen.
Ein starkes Team, das über Jahre hinweg den italienischen Messemarkt mit Herz und Verstand betreut hat – unter der Führung von Stefania Calcaterra. 

Die Vollendung: Es kommt zusammen, was zusammengehört

„In Stefania fand die NürnbergMesse die beste italienische Geschäftsführerin, die sie sich nur wünschen konnte“, sagt Jacqueline Poppe von der Auslandsvertretung Niederlande, die fast zeitgleich mit ihr bei der NürnbergMesse anfing. Sie sieht in Stefania Calcaterra nicht nur ein großes Vorbild, sondern bezeichnet sie auch als „Mutterfigur für das gesamte Team in Italien“.
Die Ausbildung, Betreuung und Motivation von Mitarbeitenden gehörte ab nun ebenso zu ihren Aufgaben, wie die Mitbestimmung der Strategie und die finanzielle Verantwortung für die italienische Niederlassung. Aber es wäre nicht Stefania Calcaterra, wenn sie sich nicht doch noch in ein weiteres – arbeitsintensives – Abenteuer gestürzt hätte: ein neues Projekt zu entwickeln und ins Portfolio aufzunehmen. „Focus on PCB“, die Fachmesse für Leiterplatten, ging 2022 an den Start.

Die Bilanz: Italien „numero uno“ in Nürnberg

Die Bilanz der Ära Calcaterra kann sich sehen lassen: Rund 1.900 ausstellende Unternehmen und 20.000 Fachbetriebe aus Italien sind heute Jahr für Jahr auf Nürnberger Messen anzutreffen. Bei den Ausstellern liegt das Land klar auf dem 1. Platz, bei den Gästen wechselt es sich an der Spitze mit Österreich ab. Insgesamt kamen in ihrer Zeit 25.762 Aussteller und über 200.000 Besucher und Besucherinnen aus Italien. Und unter ihrer Repräsentanz haben 3.520 Aussteller aus Italien an der Spielwarenmesse teilgenommen.
Das rein weibliche Team der NürnbergMesse Italien umfasst derzeit 13 Mitarbeiterinnen. Sie waren und sind der Stolz von Stefania Calcaterra: „Der Zusammenhalt und die Einsatzbereitschaft sind unvergleichlich.“ Sie selbst wird nie ganz aufhören können, ein Messemensch zu bleiben – so will sie auch nach ihrem Abschied „Focus on PCB“ noch weitere zwei Jahre lang betreuen.
Wenn sie gefragt wird, wie man in der Branche erfolgreich sein und bleiben kann, dann sagt sie: „Es sind nicht Maschinen oder Plattformen, sondern es ist immer der Mensch, der Veränderungen voranbringt. Ich mache alles aus dem Bauch heraus – es sind Emotionen, ich bin durch und durch Italienerin und sehr kundenorientiert.“

Eine Frau mit langen dunklen Haaren, weißem Shirt und bunter Perlenkette sitzt vor einem grünem, pflanzlichem Hintergrund und lächelt in die Kamera.
Mit ihrer Leidenschaft und Intuition prägte Stefania Calcaterra das Messegeschäft weit über Italiens Grenzen hinaus.

Der studierte Jurist und Executive MBA-Absolvent Danny D’Alessandro bringt als ihr Nachfolger über 15 Jahre Erfahrung in der Messe- und Modebranche mit. Er übernimmt von Stefania Calcaterra ein geordnetes Haus in der Mailänder Innenstadt, das erfüllt ist von Leidenschaft für Fachmessen und einem Gespür für Servicequalität, die ihresgleichen suchen.

Eine Gruppe von 14 Personen - zwölf Frauen und zwei Männer - stehen in formeller Kleidung vor einem Hintergrund, der mehrfach mit dem Logo der „NürnbergMesse“ bedruckt ist.
Mit Danny D’Alessandro beginnt ein neues Kapitel – getragen vom bewährten Spirit der NürnbergMesse Italien.

Autor

Portrait von Reinhold Gebhart
Reinhold Gebhart
Online-Redaktion // Editor for Vincentz Network