Als vereinte Stimme des ökologischen Landbaus vertritt IFOAM Organics Europe die Interessen von Bio-Betrieben auf EU-Ebene. „Wir vertreten die tägliche Realität der Bio-Betriebe in Brüssel“, sagt dessen Direktor Eduardo Cuoco zum 20-jährigen Jubiläum. Mit fast 200 Mitgliedern in 34 europäischen Ländern erstreckt sich die Arbeit von IFOAM Organics Europe auf die gesamte ökologische Lebensmittelkette.
Wachstum auf allen Ebenen: Im Jahr 2020 stieg die gesamte ökologisch bewirtschaftete Fläche in der EU auf 14,9 Mio. Hektar, was etwa 9,1 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der EU entspricht. Im Vergleich zu 2019 wuchs die Zahl der ökologischen Erzeuger in der EU um 1,6 Prozent auf 349.499, der Bio-Einzelhandelsmarkt verzeichnete ein Rekordwachstum von 15,1 Prozent und stellt mit 44,8 Mrd. Euro den zweitgrößten Markt nach den USA, gefolgt von China, dar.
Die kontinuierlich positive Entwicklung des sehr dynamischen Bio-Marktes in der EU gilt es für Eduardo Cuoco fortzuführen: „Wir arbeiten häufig mit NGOs und Branchenverbänden zusammen und dank unserer guten Beziehungen zu allen EU-Gremien haben wir großen Einfluss, aber die Herausforderungen sind riesig.“
Wir erleben gerade eine Zeit der Entscheidungen, die die Zukunft der Landwirtschaft betreffen. Wie etwa beim Rechtsrahmen für „neue genomische Techniken“ (NGTs), den die Europäische Kommission schaffen will. Es geht um den Schutz ökologischer Lebensmittelsysteme. 70.894 Rückmeldungen gab es dazu im Herbst 2021, an der folgenden zwölfwöchigen Konsultation von April bis Juli 2022 nahmen 2.300 EU-Bürger, Unternehmen und Verbände teil. Die Annahme der Kommission ist jedoch erst für das zweite Quartal 2023 geplant. „Wir haben bereits unsere Bedenken geäußert“, sagt Eduardo Cuoco, „der derzeitige mangelhafte Ansatz der Europäischen Kommission ist ein besorgniserregendes Zeichen“.
Wir sind die vereinte Stimme von Bio und vertreten die tägliche Realität der Bio-Betriebe in Brüssel.
Einen weiteren Rechtsrahmen steckt die 2020 präsentierte „Farm to Fork“-Strategie" („Vom Erzeuger zum Verbraucher“) im Rahmen des Green Deals der EU im Lebensmittelbereich ab: Ökologischer Landbau als Schlüsselsektor, 25-Prozent-Ziel bei den ökologischen Flächen innerhalb der EU bis 2030 und der Bio-Aktionsplan 2021-2027, der darauf abzielt, sowohl die Bio-Nachfrage als auch das Angebot zu steigern. Für IFOAM Organics Europe ist es von entscheidender Bedeutung, dass dieses Ziel mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), der Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und anderen agrar- und ernährungspolitischen Maßnahmen verknüpft wird. „Um ein positiveres Umfeld zu schaffen, in dem sich Landwirte und Lebensmittelunternehmen sicher fühlen, wichtige Investitionsentscheidungen zu treffen, um die Nachfrage der Verbraucher nach Produkten zu befriedigen, die mit einem Herz für Menschen, Tiere und den Planeten produziert werden“, fordert Eduardo Cuoco.
Bei der GAP ist ganz aktuell etwas in Bewegung: Die Europäische Kommission hat bis Ende September 2022 die Strategiepläne 2023-2027 von neun Ländern genehmigt – Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Polen, Portugal, Spanien, Österreich und Luxemburg. Es geht um viel Geld und die Zukunft der europäischen Bio-Bewegung. Mittel in der Höhe von 270 Mrd. Euro werden bereitgestellt, auf die sieben genehmigten Pläne entfallen rund 120 Mrd. Euro, davon mehr als 34 Mrd. Euro ausschließlich für Umwelt- und Klimaziele und Öko-Regelungen. Die restlichen Mitgliedstaaten müssen bei ihren Plänen noch nachbessern.
Auch hier machte IFOAM Organics Europe Druck. „In Briefen an nationale Ministerien haben wir die Mitgliedstaaten aufgefordert, ihre Pläne zu verbessern und ihren ökologischen Ehrgeiz zu erhöhen“, schildet Eduardo Cuoco, „damit wir gemeinsam die Ziele 25 Prozent landwirtschaftliche Öko-Nutzfläche und die Reduzierung von Pestiziden und antimikrobiellen Mitteln um 50 Prozent zu reduzieren.“
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NürnbergMesse/Thomas Geiger