biofach 2022
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Menschen vernetzen

Nachfrage wächst: Menschen wollen Bio

Dass Öko die Norm ist und nicht die Alternative, das ist seit 40 Jahren das Ziel von Naturland, dem größten internationalen Verband für ökologischen Landbau aus Deutschland. Für Präsident Hubert Heigl ist das Wachstum während der Pandemie ermutigend: „Die Menschen wollen Bio und die Betriebe sind bereit umzustellen“.

Die Naturland-Gründer, Landwirte und Wissenschaftler, haben seit 1982 eine klare Vision: 100 Prozent Bio, weltweit. Ein Ziel, das bis heute verfolgt wird. Gab es Anfang der 80er-Jahre noch kaum Interesse an Öko-Landbau und artgerechter Tierhaltung, verschreiben sich heute rund um den Globus immer mehr Betriebe diesen Prinzipien.

2017 haben weltweit 43.000 Bäuerinnen und Bauern nach Naturland-Richtlinien gearbeitet: nachhaltiges Wirtschaften, praktizierter Natur- und Klimaschutz, Sicherung und Erhalt von Biodiversität, Boden, Luft und Wasser sowie der Schutz des Verbrauchers. Ein Konzept, das Naturland von vielen anderen Anbietern am Öko-Markt unterscheiden.

Die gute Nachricht: Im Jubiläumsjahr 2022 hat sich diese Zahl bereits mehr als verdreifacht: Es sind heute über 140.000 Naturland-Mitglieder aus rund 60 Ländern, die zu Naturland gehören. Rund 1.000 Partner verarbeiten und handeln deren Produkte. „Allein in Deutschland ist die zertifizierte Fläche in diesem Zeitraum um fast 60 Prozent gewachsen“, freut sich Hubert Heigl. Doch es sind auch dunkle Wolken am Horizont.

Naturland BIOFACH 2022

Naturland auf der BIOFACH 2022

„Keine Rolle rückwärts bei der Agrarwende“

Ukraine-Krieg, Energie- und Hungerkrise dominieren 2022 die Schlagzeilen. „Das darf aber nicht zu einer Rolle rückwärts bei der Agrarwende führen“, sagt der Naturland-Präsident und fordert: „Wir müssen das System Öko-Landbau wieder in den Mittelpunkt der Diskussion um die Transformation der Landwirtschaft stellen!“ Gerade jetzt zeige sich, wie groß die Abhängigkeit des agrarindustriellen Modells von fossilen Brennstoffen ist. „Deshalb müssen wir deutlicher machen, dass der Öko-Landbau das resilientere System ist und langfristig Lösungen bietet.“

Lösungen gesucht werden auch bei der „Dauerbaustelle“ europäische Agrarförderung, deren Neuordnung mit der EU-Reform „Gemeinsame Agrarpolitik“ 2023 in Kraft treten soll. Sie benachteiligt ausgerechnet die Bio-Branche. „Das ist ein massives Umstellungshindernis“, weiß Hubert Heigl, „deshalb dürfen wir nicht nachlassen, Korrekturen einzufordern“. Mittelfristig schwebt ihm aber ein neues System vor: „Ein einfaches Stufenmodell mit dem Öko-Landbau als oberste Stufe.

Menschen wollen Bio und Betriebe sind bereit umzustellen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Hubert Heigl, Präsident Naturland
Hubert Heigl Naturland Präsident

Hubert Heigl, Präsident Naturland

Bio: Lösungen für die großen Krisen unserer Zeit

Keineswegs das Ziel aus den Augen verlieren will Heigl, „auch wenn uns der Wind aktuell eher direkt ins Gesicht bläst“. Ob die rasanten Preissteigerungen infolge des Krieges sich auf die Bio-Nachfrage und die Umstellungsraten in der Landwirtschaft auswirken, müsse man abwarten. Keine Zeit verlieren dürfe man aber, wenn es um das Erreichen selbst gesetzter Ziele geht: 30 % Bio will Deutschland bis 2030 erreichen. „Trotz starkem Wachstum der vergangenen Jahre müssen wir dafür eigentlich alle noch eine Schippe drauflegen, denn wir dürfen nicht vergessen, dass gerade Bio Lösungen für die großen Krisen unserer Zeit bietet.“

Den größten Einfluss auf die Politik habe die Bio-Branche, wenn sie geeint auftritt. Deshalb ist Hubert Heigl auch „stolz und dankbar“, dass er sich künftig für die Säule Landwirtschaft als Vorstand beim deutschen Spitzenverband einsetzen darf. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) repräsentiert die gesamte Wertschöpfungskette („from farm to fork“) unter einem Dach. Und er feiert 2022 ebenfalls ein Jubiläum: 20 Jahre!

Redaktionsmitglied Reinhold Gebhart
Reinhold Gebhart
Online-Redaktion // Redakteur bei Vincentz Network
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